Autorenname: Alex

Insider wissen mehr – ein Erfahrungsbericht

Ich liebe es ein Liederkranzkind zu sein. OK, dass mein Papa jeden Freitag nach dem Essen oder gar direkt nach der Arbeit verschwindet ist blöd, aber der Rest ist echt Ok! Wir feiern ein paar Mal im Jahr richtig schöne Partys. Es gab im Sommer sogar ein Fest wo es eine Hüpfburg gab! Da kann ich dann rumrennen und machen was ich will, Mama und Papa sind viel zu beschäftigt. Aber das ist OK, mich kennen da alle.kids
Da sind viele ältere Frauen die Ihre Stimme ganz hoch einstellen wenn sie mich sehen. Und dann werde ich geknuddelt und gestreichelt, bekomme also endlich die Aufmerksamkeit die mir eigentlich zusteht. Es gibt auch immer was für mich. Süßigkeiten, was zu Spielen oder einfach viel Pommes mit Fanta, diese Ernährung ist viel besser als das Gemüsezeug zu Hause. …

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Der gemeine Ohrwurm

Als Vater durfte ich ihn kennenlernen. Es passiert ganz schleichend, dieses anfängliche Summen von Frau und Kindern, wenn sie wieder von der Krabbelgruppe heimkehren, fällt gar nicht auf. Es bringt sogar eine angenehme Wärme ins Haus. Es dauert nicht lange, da wird aus diesem Summen ein Singen, nun sitzt der Text bei meiner Frau perfekt. Schön! Es wird im Haus gesungen. Die Kinder haben Spaß und lernen viel dabei, ein klarer Gewinn für alle. Im Kindergarten nimmt das alles noch Form an, man merkt dass mit den Kindern viel gesungen wird. Wieder schön!

Nur…es wiederholt sich. Wir sprechen hier von einer mindestens 10-maligen Beschallung pro Tag. Kinder mögen Wiederholungen, unsere beiden sind da besonders motiviert. Das war in meiner Kindheit nicht anders, ich kann mich daran erinnern wie meine Oma mich fragte, ob es denn nun wirklich nötig sei diese Kassette zum fünften Mal einzulegen.

Da singende Kinder den weinenden klar vorzuziehen sind, macht man das alles sehr(?) gerne mit. Es gibt nur einen Haken bei der Sache: Es bleibt hängen. So dass es aus dem Kopf nicht mehr raus will. Diese einfachen Tonfolgen und Texte werden von meinem Gehirn aufgesaugt wie von einem Schwamm. Selten zeigt es sich so saugfähig. Gegen die Klassiker wie „Alle meine Entlein“ sind schon vor einigen Jahren Abwehrzellen entstanden. Aber die neuen Lieder schaffen es, diese Abwehr zu umgehen. Es kommt wie es kommen musste, bei mir begann es morgens auf dem Weg in die Arbeit.

♫ Die Räder an dem Bus drehen sich rundherum, rundherum, rundherum, die Rääääder…♫…die Türen vom Bus gehen auf und zu, auf und zu, auf und zu…♫…durch die ganze Stadt!

Da muss ich schon selber lachen, wenn ich so was um 05:15 Uhr in mein leeres Auto plärre. Nun, ein leeres Auto ist ja eine Sache, ein volles Büro eine ganz andere:

♫ 2 x 3 macht 4 – widdewiddewitt und 3 macht 9e ! Ich mach‘ mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt …

Zack! Schon hatte ich die volle Aufmerksamkeit aller meiner Kollegen. Dummerweise ereilte mich diese Strophe gerade in der Werkstatthalle. Schöner Klang in der Halle, bringt auf jeden Fall Volumen. Das stellt sicher, dass man mich auch in der letzten Ecke hört. Zu meinem Vorteil kennen mich meine Kollegen seit vielen Jahren und wissen dass mein Gehirn unkontrolliert Glückshormone produziert, was zu solchen spontanen Ausbrüchen führt. Was mich aber sehr freut – wer sät, der darf auch ernten. Ein Kaffee später in derselben Halle:

Hey – Pippi Langstrumpf hollahi-hollaho-holla-hopsasa

Aber nicht von mir! Der Kollege den ich infiziert habe, schaut errötet um sich, von Ihm waren bisher noch keine Ausbrüche bekannt. Nun ist Solidarität gefragt, schnell pfeife ich die nächste Strophe durch, bekomme auch umgehend Unterstützung vom Erröteten, und einem weiterem Kollegen. Schön! Die Werkstatt singt. Schade dass meine Kinder nicht hier sind.

Nun bin ich neugierig geworden. Es ist Zeit für Experimente. Ich gehe in das Büro eines Kollegen mit dem ich auch privat befreundet bin und singe in den schönsten Tönen, so viel ich von dem Buslied hin bekomme. Natürlich mit Choreografie, wenn schon denn schon. Er schaut mich völlig entsetzt an, lässt noch nicht mal seine Maus los. Ich bedanke mich und gehe umgehend.

Am nächsten Tag wurde ich schon von meinem Versuchsträger erwartet:

„Wenn du mir noch mal so einen Ohrwurm rein drückst, gibt es Ärger! Den gesamten Feierabend hab ich von irgendeinem Bus gesungen!“

Schön! Wir singen! Kennt Ihr eigentlich Bibi Bloxberg?

Alexander Dippold

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Rückblick auf 60 Jahr Liederkranz von Albert Kümmerle

ALBERT - 100 JäHR.BILD 25.-28. JUNI 1976 - freigestelltHallo Albert. Danke dass ich dich für unsere neue Liederkranz-Zeitung interviewen darf.  Nun erzähl uns doch mal ein bisschen über dich:

Mein Name ist Albert Kümmerle, geboren am 29.Oktober 1935 hier in Schlaitdorf. Seit nun über 50 Jahren glücklich verheiratet, zwei Töchter. Beruflich war ich Kraftfahrer und nebenbei auch Landwirt.

Ich bin 2010 bei dir gegenüber eingezogen. Von unserem ersten Treffen an hast du über den Liederkranz berichtet und mich angeworben. Wie man inzwischen weiß auch erfolgreich. Wie war es bei dir damals? Wann bist du in den Liederkranz eingetreten?

Das war 1952. Ich habe hier meine Originale Mitglieds-Karte. Die wurde noch von dem damaligen Vorstand Christian Schlotterbeck unterschrieben. Solche Karten gibt es heute gar nicht mehr.

Das sind ja über 60 Jahre! Was hält einen so lange im Verein? Gab es nie Momente wo es dir weniger gefallen hat oder du mit dem Austritts-Gedanken gespielt hast? Verstehe mich nicht falsch, aber in Zeiten wo Autos fünf Jahre, Ehen drei Jahre und Arbeitsverhältnisse ein Jahr halten, ist eine so lange Zeit fast unvorstellbar für mich.  

Nein. Niemals. Ein Austritts-Gedanke schon gar nicht. Ich würde heute noch zu gerne Singen. Es ist ja nicht nur das Singen was mir unglaublich Spaß machte. Auch die Kameradschaft war immer ein sicherer Hafen den ich ansteuern konnte. Das Singen mit der Gemeinschaft bringt Freude und Halt in´s Leben.

Wie hat es bei dir begonnen? Wurdest du auch so angeworben wie ich? 

Mich haben damals zwei Schulkollegen mitgenommen. Da war ich 17 Jahre alt. Ich wusste schon nach wenigen Treffen, so wie du ja auch, dass ich hier Glücklich werde. Daraus sind 60 Jahre geworden.

Da hast du ja die Messlatte sehr hoch gesetzt, mal sehen ob ich da ran komme! Hattest du noch andere Aufgaben im Verein?

Ja! Ich war Stimmführer vom ersten Bass. Von 1983 – 2011. Hier liegen noch zwei Hefte voll mit allen Anwesenheitszahlen aus all den Jahren. Außerdem war ich jahrelang Fahnenträger.

Fahnenträger?

Ja, der Fahnenträger führte den Festzug bei auswärtigen Veranstaltungen oder Beerdigungen an.

Du hast mir auch ganz am Anfang was von Gläsern erzählt, was hat es mit denen auf sich?

Wenn man im Jahr maximal drei Mal fehlte, egal aus welchem Grund, bekam man am Jahresende ein besonderes Glas mit Gravur als Auszeichnung. Das habe ich in 60 Jahren 28-mal geschafft. Es sind auch einige Zinnbecher und Krüge dabei.

Ja, ich sehe dass deine Glasvitrine schwer mit all den Auszeichnungen zu kämpfen hat. Gibt es ein besonderes Ereignis in all den Jahren welches dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Wir sind Pfingsten 1954 zu unserem Partnerchor nach Diessbach in der Schweiz gefahren. Ein Bus hat da nicht gereicht, Christian Schlotterbeck musste mit einem kleinen Bus zusätzlich fahren. Zu dieser Zeit war die Weltmeisterschaft in Bern, die wir auch noch gewonnen haben! Das war schon was ganz besonderes. Albrecht Hiemer, der heute noch singt, war damals auch dabei.

Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen mich anzuwerben? Woher wusstest du dass ich der Richtige bin?

Das hat man dir angesehen. Außerdem – wenn jeder der den Verein als aktiver Sänger verlässt – wie ich es aus gesundheitlichen Gründen tun musste, für seinen persönlichen Nachwuchs sorgt, wird unser Verein noch ewig leben.

In 60 Jahren lernt man unglaublich viele Lieder. Hast du ein paar besondere im Kopf? Was sind deine Lieblinge?

Wir haben ein Rotes Gesangsbuch aus frühen Jahren. Das ist mir am Liebsten. Lieder wie „Singe wem Gesang gegeben“ oder Württemberger Wei“ sind Klassiker die ich immer gerne sang.

Vielen Dank für das Gespräch Albert!

 

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