Im Stadtanzeiger: „Coole Typen, attraktive Dirigentin“


Stdtanzeiger2Schlaitdorf. 29 Sänger folgen einer attraktiven und talentierten Dirigentin, um mit County-Songs, Truck-Stop, Seemannsliedern, Volksliedern und anderen Klangvarianten zu unterhalten. Das ist der Liederkranz Schlaitdorf. Unsere Redaktion sprach mit dessen Vorsitzenden Gerhard Miller.

Von Boris-Marc Münch – Stadtanzeiger                  

Männerchöre gehören so langsam zu den bedrohten Arten. Auch gemischten Chören fehlen oft männlichen Stimmen. Der Liederkranz hat kein Problem damit. Wie schaffen Sie das?

Die Nachfrage nach Singen ist riesengroß. Wenn ich mit meinen Jungs zwischendurch mal ins Fußballstadion gehe bin ich beeindruckt, wie viele Menschen – egal welcher gesellschaftlichen Prägung – sich munter miteinander zum Singen treffen. Das eigentliche Sportgeschehen könnte man ja am Bildschirm viel besser mitverfolgen, sogar mit Wiederholung und Zeitlupe. Solange also die Nachfrage nach Gesang in der Männerwelt so hoch ist braucht man ja nur darauf hinweisen, dass der Liederkranz viele Aktivitäten mit dem Gesang verknüpft. Insbesondere mit Wandern, Golf spielen, Reisen, Feiern, Menschen treffen und Papier recyceln. Jeder kombiniert das Singen wie er es mag und wie es ihm gut tut.

Bei der neuen Chorleiterin darf man „mit allem rechnen“, wie sie selber sagt. Ist Tania Schneider die andere Antwort des Liederkranzes auf die „Bacholerette“, die Männer magisch in den Chor hineinzieht?

„Bacholerette“? Da habe ich Filmriss und erspare mir jetzt auch im WWW (weiß-wer-was) nachzugucken. Ich denke, es spricht einiges dafür, dass Mann zur Abwechslung der Tonangabe einer talentierten und attraktiven Dirigentin folgt um dann auch etwas kultiviertere Klangvarianten zu beherrschen – anstatt ausschließlich nach Vorgabe von 22 Fußballern die Tonlage zu heben, senken, piano oder fortissimo zu singen.
Neben der erfolgreichen Arbeit mit der Dirigentin ist in hohem Maße auch der gemeinsame Anspruch an die eigene gesangliche Kompetenz sowie dem hohen Stellenwert unserer Kameradschaft zurückzuführen.

Welches musikalische Repertoire beherrscht der Liederkranz und bei welchen Gelegenheiten kommt es zur Aufführung?

„Ole – Ole, Ole, Ole“ würden wir bei einem Stadionbesuch in einem vierstimmigen, harmonischen Klang locker hinbekommen.
Derzeit arbeiten wir aber an einem neuen Programm mit modernen Liedern, die wir in der weiteren Entwicklungsphase auch mit choreographischen Elementen anreichern werden. Schließlich hört das Auge mit. Wir haben auch tolle Country-Songs bis hin zu Truck-Stop sowie Seemannslieder drauf. Und vieles mehr.
Darüber hinaus gibt es so viele tolle Volkslieder, die häufig an Geburtstagen und Feiern von unseren langjährigen Fans gewünscht werden.
Im Jahr gestalten wir 2-3 kirchliche Veranstaltungen mit. Hier sei unser diesjähriges Adventsprojekt erwähnt. Die Kindergartenkinder spielen ein speziell geschriebenes Adventsspiel im Wechsel mit dem Männerchor der – verstärkt um die Kindergartenkinder-Väter – singt.

Seit neuestem verfügt der Liederkranz über die eigene Vereinszeitung „Mann–O–Mann“. Was gibt es darin zu lesen?

Ich gebe ja zu, dass es im Allgemeinen für Außenstehende schwierig ist, die Qualitäten und „inneren Werte“ eines Gesangsvereins zu erkennen.

Um dies zu kompensieren haben wir die Vereinszeitung Mann-O-Mann aufgelegt. Wir haben damit ein großes Fenster auf das Seelenleben des Vereins aufgestoßen. Der Leser soll in vielen informativen, unterhaltsamen und witzigen Beiträgen die positive Energie des Vereins aufnehmen oder zumindest mal erahnen können. Und die Resonaz ist sehr positiv.

Im Gegensatz zu früher muss niemand mehr ins Vereinskässle einzahlen, wenn er zu spät oder nicht zur Chorprobe kommt. Es gibt ja die neuen Medien …richtig?

Ja – schmunzel – so um 1921 musste man nach der Satzung 10 Pfennig zahlen wenn man zu spät kam. Ob dann 1923, in Zeiten der Hyperinflation, noch Sänger in die Probe kamen oder diese sich für 20 Jahre freikauften entzieht sich meiner Kenntnis.

Heute sind die Sänger nicht mehr am Ort beschäftigt, oftmals auf Geschäftsreise, im Urlaub oder verhindert. Daher stellen wir die Lieder und die Übungseinheiten als MP3 zu Verfügung. Somit fällt es nicht so ins Gewicht, wenn eine Probe nicht besucht werden kann. Mein Sohn Jonathan (5 Jahre) und ich hören und singen die Lieder mit Begeisterung im Auto. Dann lerne ich Melodie und Texte quasi nebenher.

Gesang liegt bei der Jugend im Trend. Bei Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“ singen sich die jungen Leute die Seele aus dem Leib, aber nicht in den Gesangvereinen. Wie kann die Sängerschaft von diesem Trend profitieren?

Ich beobachte, dass sehr viele Kinder- und Jugendchöre bestehen und gegründet werden. Darüber hinaus fehlen den klassischen „Gesangsvereinen“ leider die Anknüpfungspunkte für junge Leute. Wir setzen im Verein auf Öffnung, Öffentlichkeitsarbeit und auf die Integration der Familien. Und alle unsere jungen Sänger mit Familien sind begeistert.

Denn wenn die Kinder schon früh erfahren, wie cool die Typen im Gesangsverein sind, umso weniger verfallen sie diesem Mainstream einer ich-bezogenen Ego-Superstar-Illusion.
Denn Chor und das richtige Leben funktionieren nur in der Gemeinschaft.

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