Es war soooo langweilig – immer nur Katzen ärgern und den Tag so durchbringen… – ich wurde fast depressiv von dieser Tristesse. Ehrlich gesagt, ich hatte null Bock. Meine „Alten“ lagen mir im Ohr, ich sei ein Nichtsnutz und liege dem Mäuse-Clan nur lästig auf den Taschen – sprich – auf den Futterreserven. So dauerte es nicht lange und ich bekam den entscheidenden Tritt und war obdach- und futterlos. So zog ich los um mein Glück und ein warmes Nest in der weiten Welt zu finden.
Aber alle Häuser und Ställe und Schober waren durch andere Clans belagert, so dass ich fast schon die Hoffnung aufgab – so ausgehungert wie ich war. In meiner Not kletterte ich in einer Nebenstrasse eine steile Treppe hoch in einen Heu-Schober. Hier hatte ich wenigstens ein warmes Nest und ein wenig Futter fand sich hier auch. Ich taufte mein Heim – gemäß dem markanten Wahrzeichen – auf „D´Schteila Trepp“.
Bis, ja bis dann eines Tages so anno 1973 abrupt innerhalb kurzer Zeit geschäftig das Heu gegen einen Ofen, Tisch und Bank ersetzt wurden. Die Wände waren plötzlich kahl und weiß und ich hatte Not, in meiner Welt wieder ein neues Plätzchen zu finden. Mit etwas Glück konnte ich mir in der Decke ein neues Nest bauen. Die Männer die diesen Wirbel veranstalteten, hatten immer ein Liedchen auf den Lippen. Ich begann mitzusummen, bis ich fast alle Lieder auswendig konnte und diese dann auch vor mich hin sang. Bei den Umbauten hörte ich, dass ein Sitzungszimmer für den Liederkranz entstehen soll. Auf jeden Fall war mir klar, dass ich wieder „Familienzuwachs“ bekommen würde. Schon wieder schien es mit der Ruhe vorbei zu sein, aber die Lieder die mir über die Lippen kamen hellten meine Stimmung merklich auf.
Aber entgegen meinen schlimmsten Befürchtungen kam alles anders. Man stelle sich vor, die Herren haben sich regelmäßig getroffen. Arbeitssitzung haben Sie das genannt. Das war so richtig nach meinem Geschmack. Auch ich arbeite am Liebsten am Käse und am Speck, denn dieser war immer das Zentrum der Aktivitäten. Vom Most und „Traubensaft“ ganz zu schweigen. Und für mich fiel immer was ab, was für ein Genuß.
Mein Liederrepertoire wurde immer größer. Einige Witze fand selbst ich zum totlachen. Was für ein Glückspilz ich wurde.
Mit den Liederkränzern wurde es mir immer wohler und wohler ums Herz.
Während ich anfangs von meinem Nest im Deckengebälk noch ein tolle Aussicht auf das Geschehen hatte, vernebelte sich der Blick mit jedem Atemzug der Herren an ihren „Räucherstäbchen“. Ich musste bei Nacht und Nebel meine Herberge verlassen, da ich sonst erstickt wäre. So kam es, dass ich mich notgedrungen im Fußboden einquartierte.
Ich hätte gern erzählt was ich alles vielleicht hätte sehen können, leider kann ich nur sagen was ich von unterdereckbank aus gehört habe. Alles darf ich ohnehin nicht erzählen, aber ein paar Anekdoten sind sicherlich verjährt und dürfen weitergetragen werden:
Anfangs haben immer die gleichen Männer getagt, eine kleine Runde (Festausschuss). Ich habe dann mitbekommen, daß wenn der Nebelmacher mit der Pfeife zu Wort kam, er dazu aufgestanden ist und zuerst gesagt hat; hört mal alle her „jetzt spricht die Opposition“. Ein anderer hat ihm dann empfohlen doch sitzenzubleiben, denn der Kopf desselben verschwand in Pfeifenrauch.
Scheinbar war mancher Herr auch noch am nächsten Tag benebelt, was dieser dann wie folgt schilderte: Am Morgen nach der Sitzung, es hat pressiert, daß der Bus nicht ohne ihn abfährt. Er ist schnell in seine Kleider gestiegen, zum Bus gerannt, am Ziel angekommen und hat auf dem schnellsten Weg ein WC aufgesucht. Als er an sich runterschaute, traf ihn fast der Schlag, denn unter der Anzughose schauten mindestens 5 cm Schlafanzug heraus. Es blieb nichts anderes übrig als sich im WC der Hose zu entledigen, denn zur Arbeit war noch ein Weg von 20 Minuten durch die Stadt.
In den folgenden 3 Jahren wurde die steile Treppe von der Männerrunde immer häufiger in Beschlag genommen. Zum Schluß fast jeden 2. Tag. Dazwischen waren auch Frauenstimmen zu hören die irgendwas für den Festzug vorbereiteten. Leider konnte ich fast nichts verstehen, denn sie sprachen alle durcheinander, schade!
Dann einmal, ich glaub es war nach dem Papierladen, hörte ich auf einmal gar nichts mehr, ich dachte sie schlafen jetzt. Aber dann auf einmal hörte ich, daß Max heiße Lektüren mit vielen Mäuschen aus dem Altpapier gesammelt hat und jetzt jeder damit beschäftigt ist. Es dauerte nicht lange, dann war aber Gesprächsstoff vorhanden! Ein Kommentar viel „koe Wonder, da Gruscht hämmer jo weg gheirat“ Jeder von denen hat es besser gewusst und sogar noch Neues dazugelernt.
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Später kamen die Pfeifenraucher nicht mehr so oft. Aber dafür jeden Freitag ein ganzer Verein um einen feucht fröhlichen Abschluss zu machen, denn unter der Woche hörte ich ein Getrappel und sie brachten 1 Fässchen Bier und auch noch Flaschen für den großen Durst. Wenn dann alle da waren, hat immer einer gefragt was er zu Essen bestellen soll? Immer das Gleiche: Hähnchen und Schnitzel vom Millitsch. Ich habe dann gehört wie einer gesagt hat; alle Wirtschaften in Schlaitdorf sind geschlossen, nun gehen wir halt in d´schteila Trepp.
Um 0:01 Uhr meldete sich immer Einer und sagte dann: „So und nun wollen wir uns erheben meine Herren, dann gedenken wir der Fr…., die jetzt zur 3. Schicht gehen“.
Er blieb auch gleich stehen und forderte die Anwesenden auf, ihm ein Wort oder Namen zu nennen. Über dieses Wort hat er dann einen lustigen Reim gedichtet den ein Fachmann nicht besser machen könnte.
Wie gesagt – ich habe mich über den Familienanschluss zum Liederkranz sehr gefreut. Es war lange Zeit wahrlich viel geboten – mein lieber Herr Gesangsverein!
Viele Grüße von Eurer Lieder-Maus und auf ein baldiges Wiedersehen in dr´Schteila Trepp.